Julius Hübner                            1874

1806 – 1882

 

Meine Göttin

 

Du, die wie Geisterklang von höchsten Sphären

Aus unbekannten Regionen quillt,

Die Seele mir mit Schöpferwonne füllt,

Des Daseins höchste Gunst mir zu gewähren!

 

Begeist’rungsquelle, nimmermehr zu leeren,

Die Himmelsdurst mit Götternektar stillt,

In süße Trunkenheit den Geist mir hüllt,

Daß ich vergesse, was wir hier entbehren!

 

Von deines Schleiers Wunderkraft getragen,

Schwebst du am Himmel in der Frühlingsnacht,

Mit dir fliegt Sehnsucht durch die Weltenräume!

 

Die gold’ne Harfe klingt, von dir geschlagen,

In wunderbarer Melodien Macht,

Und Wahrheit werden meines Herzens Träume!